l. Einleitung









Der Tod ist für die meisten Menschen etwas unfaßbar Schreck-
liches, denn er bedeutet für den einzelnen das unwiderrufliche
Ende. Deshalb ist der Traum von der Unsterblichkeit uralt. Schon
das vor mehreren Jahrtausenden entstandene Gilgamesch-Epos
erzählt von einem Mann, der einen Weg suchte, diesen Traum zu
verwirklichen. In fast allen Religionen gibt es Vorstellungen vom
Weiterleben der Seele nach dem Tod. Jedoch fehlen dafür nach-
prüfbare Beweise.

So verdrängen heute viele Menschen jeden Gedanken an ihr Ende.
Man stirbt weitgehend isoliert von der sozialen Umwelt in den
Krankenhäusern, soweit man nicht plötzlich durch einen Unfall
oder ein Kreislaufversagen dahingerafft wird. Für die große Zahl
derjenigen, die nicht mehr glauben, ist an die Stelle der christli-
chen I-offnung auf eine Auferstehung die philosophische These
vom natürlichen Tod getreten, den man eben als unausweichliches
Schicksal annehmen müsse. Daß dieses dem einzelnen keine Hilfe
gibt, kann jeder verstehen, wenn er sich vorstellt, in jungen Jahren
unheilbar krank zu werden und nur noch eine begrenzte Zeit vor
sich zu haben. Gegen ein solches Schicksal ist niemand gefeit.
Daran wird deutlich, daß der Tod von unserer Seele nicht als na-
türliches Ende, sondern als grausamer Eingriff von außen emp-
funden wird. Schließlich hängt der Zeitpunkt des Sterbens nicht
vom eigenen Willen ab, sondern von zufälligen Bedingungen-
etwa von der ererbten Konstitution des Körpers. Auch wer das
Glück hat, gesund ein hohes Alter zu erreichen, kann viele seiner
Pläne nur deshalb nicht verwirklichen, weil sein Leben dafür nicht
lang genug ist. Im Angesicht der entsetzlichen Gewißheit, nach
einer mehr oder weniger kurzen Zeitspanne sterben zu müssen
und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bald danach vergessen
zu sein, bieten die Religion und die Philosophie vielen keinen
Trost.

Deshalb und wegen der großen technischen Fortschritte in den
letzten hundert Jahren drängt sich die Frage auf, ob der Mensch


selbst mit Hilfe seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse den Tod
besiegen könnte. In diesem Buch wird gezeigt, daß die Unsterb-
lichkeit für ihn nach den Naturgesetzen erreichbar ist. Hier wird
beschrieben, wie der Mensch den Traum vom unbegrenzten Leben
realisieren und den unfreiwilligen Tod sowohl durch Krankheiten
und das Alter als auch durch plötzliche Unfälle ausschließen
kann. Dazu lassen sich in der Natur vorhandene Möglichkeiten
nutzen. Das erfordert eine sehr tiefgehende Erforschung der Bio-
chemie und die Entwicklung vieler neuer Techniken. Es wird be-
gründet, warum zu erwarten ist, daß diese irgendwann gelingen
wird.

Auch die Menschen der Gegenwart können hoffen, die Unsterb-
lichkeit zu erreichen, obwohl sie die Entwicklung der dazu erfor-
derlichen Verfahren nicht mehr erleben werden. Es gibt nämlich
schon heute Techniken, die mit wissenschaftlich begründeten gu-
ten Erfolgsaussichten eine Zeitreise in die ferne Zukunft gestatten,
wie im 5. und 7. Kapitel erläutert wird. So soll dieses Buch allen
Menschen und insbesondere den an einer tödlichen Krankheit Lei-
denden neue Hoffung geben: Die Verzweiflung derjenigen, die in
jungen Jahren wegen Aids oder einer anderen beim gegenwärtigen
Stand der Medizin noch nicht heilbaren Erkrankung vor dem
Ende stehen, weist besonders eindringlich auf die Notwendigkeit
neuer Maßnahmen zur Erhaltung des Lebens hin. Sie sind jedoch
für alle interessant, da der Tod jeden bedroht.

Das Verstehen des im folgenden vorgeschlagenen Weges zur Un-
sterblichkeit, den schon die jetzt Sterbenden gehen können, erfor-
dert ein Überwinden gewohnter Vorstellungen. Er beruht auf
nachprüfbaren Tatsachen und wohlbegründeten Annahmen. Das
wird deutlich, wenn man bisher in der Öffentlichkeit wenig be-
kannte, aber unumstrittene und in diesem Band allgemeinver-
ständlich dargestellte Forschungsergebnisse aus verschiedenen
Naturwissenschaften in einem neuen Zusammenhang sieht. Somit
liegt die Erreichung der Unsterblichkeit allein in der Hand des
Menschen. Er ist dabei nicht wie bei den Jenseitsvorstellungen der
Religionen auf den Glauben an einen Gott und an die Existenz
übernatürlicher Kräfte angewiesen.

Die Suche nach Verfahren zur Überwindung des Todes ist ein Ge-
bot der Natur, da sie uns den Willen zum Leben und die Intelli-
genz gegeben hat. Dazu geeignete Forschungen sind auch ein Ge-
bot der Humanität, wenn man an die uns ständig begleitende


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Angst vor dem Ende, die Trauer beim Verlust eines Lieben, die
Sinnlosigkeit des Sterbens ünd den unbezahlbaren Wert jedes
menschlichen Lebens denkt. Trotzdem werden im 8. Kapitel auch
die Nachteile der Techniken zur Erreichung der Unsterblichkeit
besprochen. Es wird erläutert, warum insgesamt gesehen ein un-
begrenztes Leben sowohl für den einzelnen als auch für die Ge-
meinschaft wünschenswert ist.










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2. Eine Zeitreise in die Welt
der Unsterblichen








Stellen Sie sich vor, Sie hätten Krebs in einem fortgeschrittenen
Stadium, und Ihre Ärzte könnten nichts mehr tun, um den nahen-
den Tod abzuwenden. Es gibt nur noch eine Möglichkeit, Ihr Le-
ben zu retten. Dazu müssen Sie eine Zeitreise in die ferne Zukunft
unternehmen, um dort weiterzuleben. Sie nutzen, diese Chance
und wachen viele Jahrhunderte später wieder auf. Die Jahrhun-
derte sind wie ein Augenblick vergangen, weil Sie während der
langen Reise tief geschlafen haben. Vor Ihrem Erwachen haben
die Ärzte der Zukunft Ihre Krankheiten und Altersbeschwerden
geheilt. Sie sind wieder jung, stark und gesund.

Außerdem sind Sie unsterblich und im Besitz ewiger Jugend, denn
die Medizin hat alle Krankheiten und das Alter besiegt. Die Wis-
senschaftler haben auch ein Verfahren entwickelt, mit dem man
den unfreiwilligen Tod durch plötzliche Unfälle ausschließen kann
(nähere Erläuterungen s. 4. Kapitel). Dadurch können Sie unver-
wundbar werden, so daß Ihnen keine Gefahr mehr etwas anhaben
kann. Was immer Ihnen auch passieren mag, stets haben Sie die
Gewißheit, in einem jungen und gesunden Körper weiterleben zu
können. Somit brauchen Sie Krankheit, Alter, Tod und Verkrüp-
pelung nicht mehr zu fürchten.

Auch sonst ist in der Welt der Unsterblichen vieles besser als heu-
te. Es gibt keine Kriege und keine politische Unterdrückung mehr.
In einer gerechten Gesellschaft stehen jedem einzelnen, auch
Ihnen als Neubürger, unermeßliche Reichtümer zur Verfügung.
Sie können jeden denkbaren Luxus genießen. Roboter nehmen
Ihnen alle anstrengenden und langweiligen Arbeiten ab. Die
gegenwärtigen Probleme mit der Umweltverschmutzung sind
überwunden. Die Natur hat sich wieder erholt, und die Menschen
können sich ungestört an ihr erfreuen. Die Industriebetriebe pro-
duzieren im Weltraum alle gewünschten Güter, ohne den Lebens-
raum der Menschen zu vergiften. Auf dem Mond und einigen Pla-
neten gibt es Kolonien mit sehr angenehmen Lebensbedingungen.


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Wenn Sie wollen, können auch Sie dorthin reisen. Trotz aller Ver-
änderungen finden Sie sich in der neuen Welt ohne Schwierig-
keiten zurecht, weil man Ihnen dabei hilft und Ihnen alles Erfor-
derliche erklärt.

War das alles nur ein Gedankenspiel? Nein. Obwohl es zunächst
phantastisch klingt, läßt sich eine Zeitreise in die Zukunft mit
schon heute verfügbaren Techniken verwirklichen. Dafür gibt es
zwei Möglichkeiten. Die erste (s. Teil 5) erfordert einige Apparate,
die schon in verschiedenen Einrichtungen vorhanden sind. Die
zweite (s. Teil 7) erlaubt es, die Zeitreise anzutreten, ohne dabei
auf irgendwelche technischen Hilfsmittel angewiesen zu sein. Das
verlangt aber das sorgfältige Führen von bestimmten Aufzeich-
nungen. Solche Anstrengungen sind bei der ersten Alternative
nicht notwendig.

Was die Zukunft bringen wird, läßt sich zwar nicht mit Bestimmt-
heit vorhersagen. Wie in den Kapiteln 5, 6, 7 und 8 erläutert wird,
gibt es jedoch viele Gründe anzunehmen, daß die Zeitreisenden in
einer besseren Welt wieder aufwachen werden. Darauf können so-
gar diejenigen hoffen, die geeignete Vorkehrungen für eine erst
nach ihrem Tod beginnende Zeitreise treffen.










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